Viele Wissenschaftler, Philosophen und Forscher haben sich mit der Frage beschäftigt, ob und wieviel der einzelne Mensch zu seinem persönlichen Glück beitragen kann und welche Rolle die äußeren Umstände und die Veranlagung spielen.
Warum scheint bei manchen Menschen alles so mühelos und einfach zu laufen und bei anderen geht immer alles schief?
Laut Sonja Lyubomirsky, Psychologin und weltweit anerkannte Glücksforscherin, haben wir tatsächlich eine angeborene, unterschiedlich hohe Kompetenz für das Glücklich Sein. Sie nennt das den „Glücksfixpunkt“, der von Geburt an in uns festgelegt ist und etwa 50% unseres Glücksniveaus ausmacht. Nur ca. 10% unseres Glücksempfindens hängen von unseren Lebensumständen, also Gesundheit, Finanzen, Familiensituation und so weiter ab. Die verbleibenden 40% hängen von unserer eigenen, persönlichen Einstellung und allen Aktivitäten, die wir bewusst setzen, ab.
Natürlich können wir diese Zahlen jetzt in Frage stellen und darüber diskutieren, ob es nun wirklich immer genau zu 50% auf die Veranlagung ankommt oder ob die äußeren Umstände nicht doch mehr Wirkung zeigen – wahrscheinlich gibt es darauf so viele verschiedene Antworten wie es Menschen gibt.
Das Schöne an diesen Forschungsergebnissen für mich persönlich ist, dass wir 40%, also doch einen großen Teil, unseres Glücks selbst in der Hand haben. Für manche Menschen ist es einfacher, für manche vielleicht etwas schwieriger – aber jeder Mensch kann sehr viel selbst zu seinem eigenen Wohlbefinden und zu seiner Lebenszufriedenheit beitragen.
In meinem neuen Buch „Flo W. voll im Flow – Glück“ erzählt Flo von ihrem neuen Unterrichtsfach Glück und stellt die Frage „Kann man glücklich sein lernen?“
Der Pilot Udo Überflieger ist überzeugt davon und erklärt das alles anhand eines Turmes, den er aus bunten Bausteinen baut. Der untere Teil ist vorgegeben und bei jedem Menschen unterschiedlich hoch.
„Aber das Wichtigste kommt jetzt“, erklärt Udo und holt noch einige bunte Bausteine hervor, die er wiederum auf dem Turm platziert.
„Diese Bausteine kannst du selbst auf den Turm stellen, wann immer du willst. Es liegt an dir, wie hoch der Turm am Ende wirklich wird.“
„Und wofür stehen diese Bausteine, die ich selber draufstellen kann?“, fragt Flo, die langsam versteht, worauf Udo hinauswill.
„Für deine Gedanken, Worte und Taten. Alles, was du denkst, sagst und tust, kann dazu beitragen, dass der Turm höher wird. Ein nettes Wort zu deiner Mama, ein Dankeschön. Wenn du etwas tust, das dir Freude macht. Wenn du anderen zuhörst und ihnen sagst, dass du sie gern hast. Wenn du weniger jammerst und versuchst, dich über kleine Dinge zu freuen …“
„Oder wenn ich mit meinem Bruder spiele?“
„Ja, genau“, bestätigt Udo. „Du kannst selbst beeinflussen, wie glücklich du bist – und natürlich kann man auch lernen, wie man das macht. Ich bin sicher, euer Glückstrainer hat einige gute Ideen dazu. Er kann euch nicht glücklich machen, aber er kann euch zeigen, wie ihr euch selbst glücklich machen könnt.“
Fest steht, dass jeder einzelne an jedem Tag für sich selbst und in seiner Umgebung etwas beitragen kann, um seinen persönlichen Glücksturm ein Stück höher zu bauen.
In einer Schulklasse habe ich vor kurzem zwei unterschiedlich hohe Glückstürme für Felix und Emil (erfunden) aufgebaut. Die Kinder sollten sich dann überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, die beiden Türme höher zu bauen. Am Ende waren die Türme fast gleich hoch. Die Kinder haben sehr gut verstanden, worum es geht. Sie haben auch erkannt, dass es für Emil viel mehr Aufwand war, den Turm höher zu bauen, aber dass auch Felix mit dem an sich schon hohen Glücksniveau nicht tatenlos sein kann.