Ich bin fest davon überzeugt, dass Nachrichten unser Bild von der Welt nachhaltig negativ verzerren. Das hat einige unglückliche Folgen und ginge einfach besser.
Emotionale Wirkung von Nachrichten
Bringen dich Nachrichten schlecht drauf? Kein Wunder. Über einige Tage habe ich notiert, wie Nachrichtensender wie Tagesschau oder Tagesthemen auf mich wirken: Wie lange sind die Beträge, welches Thema, wirkt das auf mich positiv oder negativ, hat das mit meinem direkten Umfeld zu tun oder nicht. Mache das doch auch mal – so zum Vergleich. Schreib mir deine Erfahrungen.
Das Ergebnis war niederschmetternd. Über 80% der Nachrichten wirkten auf mich negativ – Katastrophen, Ausländerfeindlichkeit, Handelsstreit. Fast 50% der Nachrichten hatten mit meinem Leben so gut wie nichts zu tun – z.B. Tote bei Waldbränden in Kalifornien.
Die Argumente der Nachrichtensender kenne ich. Zum einen geht es um Einschaltquoten, zum anderen darum, dass nun mal von der Redaktion Themen ausgesucht werden müssen, die für die breite Mehrheit relevant sind usw. Aber was ist die Wirkung auf uns? Welche Verantwortung tragen die Fernsehsender mit Ihrer Auswahl?
Aus psychologischer Sicht ist die Situation dramatisch. Hier zwei Beispiele.
Verfügbarkeits-Heuristik
Wenn wir häufig mit etwas in Kontakt kommen, gehen wir davon aus, dass es auch häufig vorkommt. Klingt erst einmal nachvollziehbar. Flugzeugabstürze sind schlimme Katastrophen über die von Zeit zu Zeit in den Medien berichtet wird. Allerdings sind diese sehr selten. Wenn sie geschehen wird im Verhältnis wesentlich häufiger davon berichtet als von Autounfällen. Das verzerrt unsere Wahrnehmung. Wir haben mehr Angst vor Flügen als vor Autofahrten. Das gleiche gilt für Immigranten, Kriminalitätsraten und vieles mehr. Je häufiger die Medien über ein seltenes Phänomen berichten, desto wichtiger wird es in unseren Köpfen.
3:1 positiv zu negativ – wäre gut für uns
Wenn du den ganzen Tag über notierst, wie häufig du positive Emotionen wie Freude und negative wie Ärger empfindest, kommst du im Schnitt auf das Verhältnis von 2:1 (siehe die Forschungsarbeiten von Barbara Fredrickson „Die Macht der guten Gefühle“). Eher unglückliche Menschen haben ein Verhältnis von 1:1 und glückliche Menschen von 3:1 oder mehr. Wir haben also weit mehr positive Erfahrungen als negative. Das ist ein gesundes Verhältnis.
So, jetzt vergleiche das mal mit dem Verhältnis in den Nachrichten. Hier ist es nach meiner subjektiven Zählung 4 negative zu 1 positiven Ereignis. Gerade anders herum!
Nachrichten machen uns unnötig unglücklicher
Nachrichten führen dazu, dass wir die Welt als wesentlich beängstigender und negativer sehen, als sie eigentlich ist. Das muss nicht so sein! Es gibt genug Positives zu berichten – Friedenszeiten, medizinische Durchbrüche, Helden des Alltags.
Ich sage damit nicht, dass wir die Katastrophen ignorieren sollten. Die Berichterstattung soll allerdings in einem bessern Verhältnis zu den positiven Ereignissen des Lebens stehen. Ich bin fürs erste für eine vorgeschriebene Positivquote von mindestens 25%.
Was ist deine Meinung zum Thema negative/positive Nachrichten?
Beste Grüße
Dominik
2 Kommentare zu „Diesen unglücklichen Fehler machen Nachrichten-Medien“
Das sehe ich ganz genau so!
Ich habe deshalb mittlerweile einen schönen Dreiklang für die Aufnahme von Nachrichten gefunden: 1. Klassisch mit einer Nachrichten-App, 2. Satirisch mit dem Postillon und 3. mit der Good News App. Insbesondere letztere kann ich sehr empfehlen. 7 gute Nachrichten des Tages, an denen man sieht, dass ganz vieles immer besser wird! Und die Erfahrung eine Nachricht als erstes satirisch vom Posillon präsentiert zu bekommen und erst danach zu lesen, was wirklich passiert ist, nimmt dem ganzen auch ein gutes Stück negative Emotionen weg 🙂
Eine ganz ausgezeichnete Lösung 🙂
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